
Masterarbeit
Diskurse visuell denken.
Erkundungen theoretischer und empirischer Betrachtungsmöglichkeiten visueller Diskurse nach Ernesto Laclau und Chantal Mouffe.
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Meine Masterarbeit habe ich 2016 am Institut für Soziologie der Uni Freiburg geschrieben. Betreut wurde sie von Prof. Dr. Ulrich Bröckling und Dr. Tobias Schlechtriemen.
Ausgangspunkt: Das Studienprojekt
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Nachdem ich zuvor schon in einem Studienprojekt soziologische Theorien auf ihren Nutzen bezüglich Fotografien und Bildern befragt hatte, wollte ich dies in meiner Masterarbeit weiter ausführen.
Im Studienprojekt hatte ich zunächst klassische bildwissenschaftliche Zugänge angeschaut und erkannt, dass diese nicht sonderlich hilfreich für soziologische Fragestellungen waren. Auch die von den Cultural Studies entwickelten Vorschläge zur Betrachtung visueller Artefakte waren hierbei für soziologische Fragestellungen meiner Ansicht nach unbefriedigend. Deshalb hab ich einfach mal geschaut, was andere Theoretiker, die sich nicht typischerweise mit Bildern auseinandersetzen, - also im konkreten Fall Ernesto Laclau und Chantal Mouffe, Bruno Latour und Jurij Lotman - nützliches haben. Das ganze habe ich exemplarische an zwei Ikonen der Kriegsfotografie - "Raising the Flag on Iwo Jima" von Joe Rosenthal, 1945 und "The Terror of War" von Nick Út, 1972 - des letzten Jahrhunderts durchgespielt.
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Raising the Flag on Iwo Jima Joe Rosenthal, 1945 |
The Terror of War Nick Út, 1972 |
Dabei wurde ziemlich deutlich, dass die einzelnen Perspektive sehr viel Potential haben, der jeweilige theoretische Hintergrund aber auch jeweils spezifisches nur fokussieren kann. Jeder Ansatz hatte also seine gewissen Vorzüge und zugleich eine systematisch Blindheit für andere Aspekte.
Das Thema der Masterarbeit
An dieser Stelle wollte ich es aber nicht einfach so bei sich belassen. Ich hatte erkannt, dass im Gegenstand der Bilder ein ungemeiner Erkenntnisgewinn schlummert. Man musste nur herausfinden wie man Bilder in die klassischen soziologische Theorie einbringen kann, wie man sie sich zugänglich macht und welche spezifischen Theorien helfen können die spannenden Türen der Viualität zu öffnen.
In meiner Masterarbeit führte ich deshalb, ausgehend von einem Kapitel des Studienprojekts, meine Überlegungen fort und erkundete die Möglichkeiten einer visuellen Diskurstheorie weiter. Der Ausgangspunkt stellte das Theoriegerüst von Ernesto Laclau und Chantal Mouffe dar. Nach einigen theoretischen Überlegungen dazu, warum man auch Visualitäten als Artikulationen im Sinne von Laclau und Mouffe betrachtet werden müssen, machte ich mich daran mir einen Werkzeugkasten zu basteln. Hierbei kombinierte ich Techniken der Stilanalyse (Stephan Meier) mit denen der Diskurs- und Hegemonieanalyse (Martin Nonhoff sowie Cornelia Bruell). Zum einen sollte dieser Werkzeugkasten zum einen dazu dienen, empirisch große Datenmengen visueller Art bearbeiten zu können, denn eine Methode der visuellen Diskursanalyse ist bislang noch nicht vorhanden. Hierdurch konnten dann ein Beispielhaftes Datenkorpus mit Titelbildern von Schwangerschaftsratgebern erste Erkenntnisse über die Besonderheiten visueller Artikulationen gemacht werden. Zum anderen sollten die damit erlangten Erkenntnisse anschließend in die Diskurstheorie eingettet werden. Hierzu waren noch weitere theoretische Konzepte notwendig um die Spezifizität von Visualitäten trennschärfer erfassen zu können. Hierbei nutzte ich unter anderen Susan Sontag, Oliver Marchart, Brian Massumi, Otto Penz und Birgit Sauer, Urs Stäheli und Jacques Rancière.
Am Beispiel der Titelbildern von Schwangerschaftsratgebern zeigten sich also dirftige Unterschiede zwischen sprachlichen und visuellen Artikulationen, die meines Erachtens vor allem aufgrund der Visualitäten eigenen Vorsprachlichkeit und der damit zusammenhängenden affizierenden Wirkung sowie der Aufteilung des Sinnlichen, d. h. Prozessen des (un-)sichtbar Machens der Anteillosen zu betrachten sind und zukünftig weiter verfolgt werden sollten.